Traurig stand die kleine Street Twin im Laden herum und raunte: “Nimm mich mit!” – Klar, kein Problem: Der Trend geht doch eh zum Zweitmotorrad, oder?
Nee, Quatsch natürlich, aber der Zweit-Motorrad-Wunsch beschlich mich eigentlich schon vor längerer Zeit. Zum einen ist’s einfach ätzend, bei bestem Wetter kein Motorrad im Stall zu haben, weil es sich schon oder noch auf Urlaubs-Huckepack-Taxi-Tour vergnügt. Zum anderen fand ich’s stets schade, bei unspektakulären Pudding-Touren unnötige Kilometer auf die Streety zu fahren.
Spätestens seitdem sich mein Arbeitsweg mal eben um knapp dreißig Kilometer verlängert hat und der Tatsache, dass in sehr naher Zukunft Sense mit “mobilem Arbeiten” sein wird, wurde aus dem losen Wunsch ein handfester Entschluss.
Nur: welche kaufen? – Vielleicht die kleine Duke? Oder eine Bristol? Oder oder oder…?
Die frohe Botschaft, dass es die neue Trident zum Händler geschafft hat, kommt wie gerufen: auf zum Probesitzen!
Black and white: genau mein Ding!
Dummerweise behagt mir die Sitzposition auf der Trident so gar nicht.
Letztendlich auch gut so, denn was will Frau mit einer fast baugleichen Maschine, nur mit weniger PS?
Prompt fällt mein Blick auf das Maschinchen, das schon seit längerem den Laden hütet und folglich häufig entzückende Blicke erntete.
Inhaltsverzeichnis
Ein zitronengelbes Motorrad… – Echt jetzt?
Die Sonderlackierung hat definitiv was!
Wie gut, dass sie so da stand. An einer normalen Street Twin wäre ich vermutlich vorbeigelaufen und hätte sie wohl auch weiterhin niemals auf dem Schirm gehabt!
Also fix mal probesitzen und… passt (immer noch) perfekt!
Hmmm, irgendwie reizt mich ja auch die neue Bonneville…
Da jene aber frühestens im August erwartet wird, die neue Street Twin jedoch schon Anfang Juni, fällt die Entscheidung leicht.
(Tatsächlich habe ich unendliches Glück und der Dealer verkündet bereits am 18. Mai, dass die Kleine da ist. Hurra!)
Warum das neue Modell?
Schockverliebt wie ich war, hätte ich das gelbe Maschinchen am liebsten vom Fleck weg gekauft. Angesichts der neuen Modelle siegte aber letztendlich die Vernunft.
Ausschlaggebend für die Entscheidung war die Tatsache, dass mit der Euro-Norm 5 das Standgeräusch auf 93 Dezibel sinkt. Gut zu wissen, die Chance zu haben, wenigstens EINS der Moppeds geräusch-konform durch Tirol schubsen zu dürfen. Und wer weiß schon, was in D’land von wegen Lärm noch so alles passiert?
Obendrein hat man dem Modell 2021 eine neue, bequemere Sitzbank verpasst. Obwohl jene um zehn Millimeter aufgepolstert wurde, bleibt es bei einer zwergen-entspannten Sitzhöhe von 765 Millimetern. Darüber hinaus hat Triumph ein wenig mit dem Kosmetik-Pinsel gewedelt und ihr beispielsweise neue Gussräder und Seitendeckel, eine Drosselklappenabdeckung aus gebürstetem Alu und eine schwarze Motorabdeckung mit Bonneville-Symbol verpasst.
Schwarz ist das neue Weiß
Schade eigentlich, dass die Street Twin aktuell nur in grau, schwarz oder blau erhältlich ist.
- Wer mal eine graue Maschine auf einer Passhöhe gesehen hat, weiß, dass sie dort mitunter dreggelig wirkt. Kommt also nicht in Frage.
- Schwarz? Oh-Gott-oh-Gott, da siehste doch jeden noch so winzigen Kratzer drauf und irgendwann kommt der Tag, an der Lack von der Moppedhose stumpf gescheuert ist?
- Dann blau? – Nee, leider nicht das näckische Jeansblau der Scrambler, sondern dieses spießige, dunkle Königsblau.
Ok, nehm ich sie halt doch in Schwarz. (Zu dem Zeitpunkt noch fest daran glaubend, sie noch vor der Auslieferung folieren zu lassen…)
Als Black Beauty dann aber so vor mir steht, ist der Folier-Gedanke wie weggeblasen.
Mission Zweitmotorrad erfolgreich beendet.
900 Kubik und 65 PS: geht wohl!
Willkommen daheim, little Twinny!
Macht die Street Twin Laune?
Noch sind wir in der Einfahr-Phase. Folglich sollte sie mit maximal 3/4 ihrer Endleistung (170 Stundenkilometer) bewegt werden, was bei gemeinsamen Ausritten schon etwas Geduld vom Speedy-Fahrer erfordert.
Schaltblitz zum Einfahren? – Gibt es nicht.
Auch sonst fehlt jeglicher überfüssiger Schnickschnack.
Simples Display:
Trip 1 – Trip 2 – Umdrehungen und Restkilometer bis zum nächsten Tank-Stop.
Dazu Modus “Road” oder “Rain”.
Basta.
Völlig neues Fahrgefühl?
Jein. Auch wenn die Street Twin wesentlich schwerer als die Streety ist, lässt sie sich ähnlich spielend leicht um die Ecke zirkeln. Richtig klasse ist auch die bissige Vorderbremse.
Die Knie bei der Twinny an den Tank zu pressen, gewöhnt man sich übrigens schneller als schnell ab, denn links wird’s lecker heiß.
Startest Du sie in der Garage, geht Dir definitiv das Herz auf, denn sie blubbert sonor vor sich hin.
Endlich mal wieder ein Mopped mit Sound! 🙂
Irgendwas iss ja immer…
Zunächst gestaltete es sich etwas tricky, den Leerlauf zu finden. Hier ist ein wenig Gefühl gefragt.
Auch das Tanken ist gewöhnungsbedürftig, denn der Tankstutzen ist sehr schmal.
Zum Glück verriet mir ein kluger Mensch vorab, wie man den Tankdeckel öffnet, sonst hätte ich bei der Erstbetankung sicherlich schön blond dreingschaut… 😉
Der Kupplungshebel ist für meinen Geschmack etwas zu tief angebracht. Möglicherweise lässt sich die Position zugunsten einer entspannteren Handposition ändern…?
Auch der Blinkerschalter hockt an einer ungewohnten Position.
Apropos Gewöhnung: Das Blinker-Zurückstellen gewöhnt man sich schnell ab, wenn das Motorrad dies automatisch erledigt.
Nicht so bei der Twinny: Hier ist wieder gute alte Handarbeit gefragt.
Eine kleine Selbst-Umerziehung ist zudem in Sachen Seitenständer gefragt. Da sich dieser direkt unter der Fußraste befindet, heißt es fortan: Fußspitze statt Hacke.
Wer suchet, der findet auch den Seitenständer! 😀
Ansonsten: einfach draufhocken und Spaß haben! 🙂
Und was iss mit Gepäck?
Kurz gesagt: gaaanz großer Mist!
Vermutlich glaubt die Zubehör-Branche, das Gefährt würde maximal bei Schönwetter bis zur nächsten Eisdiele bewegt.
So sehr ich auch suchte: Bislang fand sich nicht ein einziger brauchbarer Tankrucksack!
Klar gibt’s da diese ansehnliche Legend-Gear-Serie von SW-Motech: Neben diesem grässlichen kackbraun bekommt man die Taschen auch in schwarz.
Dumm nur, wenn man den Tankrucksack dann live sichtet und die große Ernüchterung folgt.
Hey, was soll denn da reinpassen? Handy – FFP2-Maske – voll – oder wie?
Tatsächlich ist das Teil so winzig, dass sich das Regenzeugs selbst mit viel gutem Willen nicht hineinprorkeln lässt.
Immerhin gibt’s aus der Serie auch Satteltaschen mit C-Bow-Träger. Die SW-Motech-Seite schlägt für die Twinny allerdings nur die LC1-Taschen vor.
9,8 Liter scheint mir nicht die Welt? Und warum ist bei der Kompatibilität die neue Twinny nicht aufgeführt?
Ein Anruf bei der Firma bringt Licht ins Dunkle: Tatsächlich empfiehlt man nur die kleinen Taschen, da die größere 13,5-Liter-Variante (LC2) mit dem Auspuff kollidieren könnte. Zudem bemerkt der freundliche SW-Motech-Mann, dass das Gepäck noch nicht für das neue Modell getestet wurde und empfiehlt, vor dem Kauf anhand der Montageanleitung zu prüfen, ob es auch weiterhin passt.
Da es offenbar keine vernünftige Gepäcklösung für die Kleine gibt, bleibt wohl nix anderes, als künftig mit dem Rucksack zur Arbeit zu fahren und beim Ritt ums Eck die Beintasche umzuschnallen. Zudem werde ich mir diese Legend-Gear-Satteltaschen demnächst irgendwo live ansehen. Die Maße 31 x 14 x 26 Zentimeter sind allerdings kaum geeignet, ein 15-Zoll-Notebook unterzubringen…
Die Modeka-Daypack-Beintasche tut’s wohl: stört nicht und fasst den wichtigsten Krams.
Der neue, wasserdichte Bagtecs-Rucksack ist schon recht groß.
Mal schauen, wie er sich künftig beim Pendeln macht…
PS: Erfreulicherweise passen die Kriega-Drypack-Taschen der Streety auf die Street Twin. Allerdings muss ich wohl noch die 10-Liter-Tasche (US-10) ordern; möglicherweise ist jene genau die Richtige für tägliche Fahrten.
Fehlt sonst noch was?
Klar, definitiv ein Navi!
Zu gern würde ich mit der Kleinen künftig direkt Calimoto nutzen, ohne den umständlichen Weg, die Calimoto-Routen zu exportieren, um sie anschließend aufs Navi zu ziehen.
Aktuell hapert’s jedoch an einer passenden SP-Connect-Halterung für mein Smartphone und offenbar lässt sich die Universal-Halterung vorab nirgends ausprobieren.
So werde ich’s zunächst wohl doch mal mit dieser GIVI-Tasche meines Sohnemanns probieren.
Pünktlich zur Einfahrkontrolle ist dann hoffentlich auch das bestellte Triumph-Beeline-Navi eingetrudelt.
Wirkt an der Twinny optisch sicherlich wesentlich gefälliger, als irgendein protziges Navi.
Obendrein muss eine weitere GoPro-Halterung her, da mir es mir zu umständlich ist, das Dingen ständig umzumontieren. Ganz sicher wird’s wieder der “iShoxs Hellrider”, der sich bereits an der Streety bewährt hat.
Erstes Fazit
Bislang habe ich noch keine Sekunde meine Kaufentscheidung bereut. Hoffe arg, es bleibt auch so!
Freue mich riesig auf eine – hoffentlich – geile Zeit mit der Street Twin!
Sehr schön, die “Kleine” – dann mal allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Asphalt unter den Rädern!
Daaanke! 🙂
Hello Susy, ich fahr zwar die T120, kann Dir aber das Beeline Dingens (bitte nicht bei Triumph kaufen, sondern direkt bei Beeline – ist günstiger) empfehlen. Hab´s mittig auf der Lenkerklemme, USB-Kabel kommt von unterm Sitz und ich hab den kleinen SW Motech Tankrucksack wo das Handy drinnen ist. Klar ist das Teil klein, aber wenn man´s aufzippt erhöht sich das Volumen doch soweit, dass man zumindest mehr unterbringt, als Du beschrieben hast. Eine Lösung für Reisen habe ich aber auch nur in Form meines alten schwarzen Drybags gefunden (die Seitentaschen sind nicht nur klein, sondern auch empfindlich was Sonne, Regen etc. betrifft). Hoffe Du hattest eine gute Saison & LG aus AT, TheQ
Hi TheQ,
thx für den Taschen-Tipp: Werde mir den TR wohl doch nochmal in Ruhe ansehen müssen. Mal schauen, was sich in der trüben Zeit da alles so ergibt.
Zum Beeline werde ich übrigens die Wintersaison mal was schreiben. Vorweg: Bin nicht ganz so begeistert wie Du, aber möglicherweise hat das ganz andere Ursschen 😉
LG
Susy