Beim Schlendern durch die Zeitschriftenabteilung des örtlichen Kaufhauses blieb mein Blick an dem poppigen Cover eines mir bis dato unbekannten Magazins haften. Bei näherem Hinschauen entpuppte es sich als Sonderheft aus dem Hause “MOTORRAD” mit dem Titel: “COACH – Besser fahren”.
Das Inhaltsverzeichnis verheißt Beiträge aus den vier Rubriken:
Haben – Fahren – Schrauben – Wissen und das Editorial verspricht:
Klingt doch gut!? Also nix rein in den Einkaufskorb, fix nach Haus, in den Gartenstuhl geflegelt und lesen!
Inhaltsverzeichnis
Hält das Magazin, was es verspricht?
Der erste Eindruck ist hervorragend: Das Heft kommt auf griffigem, leicht glänzenden Papier daher und fühlt sich hochwertig an.
Überschrift-Akrobatik
Direkt beim ersten Beitrag werde ich stutzig: Irgendwie passt die Überschrift so gar nicht zur Ankündigung im Inhaltsverzeichnis? Nach einer Weile habe ich’s dann durchblickt:
Die im Inhaltsverzeichnis angekündigten Beitrags-Titel finden sich bei einigen Beiträgen als “Dachzeile” wieder. Bei anderen widerum nicht. Manchmal ist die Benamung identisch. Meistens jedoch nicht. In der Regel ist der Titel im Inhaltsverzeichnis der Konkretere. Manchmal ist’s aber genau umgekehrt. Hmmm…
Generell scheint es, als hätten die Magazin-Redakteure einen Freifahrtschein erhalten, ihre Fantasie frei ausleben zu dürfen. Letzere wird allerdings auch dem Leser abverlangt.
Oder hättet Ihr vermutet, dass man den im Inhaltsverzeichnis angekündigten Beitrag “Sommerhandschuhe” im Innenteil unter der Überschrift “Greif” findet? Den Rückenprotektoren-Test unter “Ein Knochenjob”? Und “Airbag-Systeme im Überblick” unter “Luftrettung”?
Von Luftrettung zu luftleer
Der erste Beitrag “Besser fahren… So nebenbei?” verspricht gleich zu Beginn:
Ja super, genau DAS will ich wissen!
Beim “sollen” bleibt’s dann allerdings auch. Spätestens am Ende des Beitrags schlägt meine neugierige Gespanntheit in fragende Ernüchterung um. Warum? – Es wimmelt einfach vor diversen “hilfreichen” Tipps:
Beispiel:
=> Sosoo.. Er “woookt” also – Wohin?
Oder:
=> Mist, und ich hab’s bislang immer mit dieser krass-auffallenden Kreide versucht!
Super auch:
=> Ja nee, iss klar!
Besonders gut “gefiel” mir übrigens folgender “Tipp zum Ausprobieren”:
=> Aaah… Logisch! Jetzt weiß ich genau Bescheid, wie das funktioniert!
Naja. Immerhin verweist der Autor auf weiterführende Literatur aus dem Motorbuch-Verlag (s. Amazon-Links am Beitrags-Ende) und auf das kostenlos downloadbare Booklet des DVR “Motorradfahren gut und sicher”.
An wen richtet sich das Heft?
Nach ausführlichem Lesen aller Beiträge kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als habe die Redaktion lange gegrübelt, wem sie ihr Druckwerk eigentlich widmen will.
- Anfängern, Wiedereinsteigern und allen, die besser Motorrad fahren wollen?
- Angehenden Do-it-yourself-Schrauber-Göttern?
- Oder doch etwa der Yoghurtbecher-Sportfahrer-Fraktion?
Vermutlich haben sie verzweifelt in der Redaktionskonferenz gehockt und letztendlich beschlossen: “Da wir uns nicht einig werden, schreiben wir doch einfach mal für alle drei”?
Fakt ist:
Der Schrauber-Teil (mit Fokus auf’s Thema “Fahrwerk-Spezial”) fällt mit vier Beiträgen (und somit 25 von 130 Seiten) sehr umfangreich aus.
Sportfahrer kommen gleich bei drei aktuellen Tests auf ihre Kosten:
- zehn Leder-Zweiteiler
- zehn Sportstiefel bis 250 Euro und
- sechs unterschiedliche Sportreifen
(der dennoch auf mein Wohlgefallen fiel, weil die Reifen vermutlich auch sehr gut zu meiner F 800 R passen…)
Möglicherweise interessiert sie auch der Beitrag zum “Schräglagentraining”, bei dem drei Anbieter getestet wurden.
Ok, ein Schräglagentraining kann natürlich auch “Normalos” helfen, besser und sicherer zu fahren. Leider waren im Bericht jedoch nur drei Anbieter im Spiel, nämlich die “üblichen Verdächtigen” (“Motorrad Action Team”, “PS-Motorradtraining” und das “FSZ Grevenbroich”).
=> Sehr einseitig. Schade!
Absolut fehl am Platz:
Der Beitrag “On-/Offroadhelme” mit dem klangvollen Titel “Country und Western”.
Getestet wurden hier “Sowohl-als-auch-Helme” für Reiseendurofahrer, die sich ganz klar an den “gemeinen GS-Fahrer” richten.
=> Was hat genau DAS wohl mit der Verbesserung des Fahrkönnens zu tun?
Verkappte Werbung
Der dickste Ausrutscher präsentiert sich jedoch auf der letzten Seite:
“Wie funktionieren Moto-GP-Bremsen?” klingt zunächst noch interessant. Allerdings konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, als handele es sich um eine versteckte Werbeanzeige für “Brembo”.
=> Wobei ich nach Pleite mit dem miesen Bremssystem meiner GSR 750 ja eigentlich auf Brembo schwöre…
Es geht tatsächlich hilfreich!
All das Vorgeplänker mag den Eindruck erwecken, als wäre “COACH” grundsätzlich schlecht.
Dem ist jedoch nicht so. Zum Glück bot das Heft auch hilfreiche Beiträge:
“Gefahr von links: Und dann kommt der Bus”
mit der Info, dass eigentlich “immer die anderen” in Linkskurven zu weit links fahren.
Beleuchtung einer Studie und dem Fazit, dass Fahrbahnmarkierungen vermutlich helfen können, sicher zu fahren. Dazu illustrieren Bilder sehr schön den Sinn und Zweck.
=> Just an dieser Stelle hätte ich mir allerdings eine Art interaktives Heft gewünscht, beispielsweise mit QR-Codes zu entsprechenden Schaubildern oder Videoclips!
“Macht Hanging-off im Alltag Sinn?”
Hier werden diverse Kurvenfahrstile “Drücken”, “Legen” und “Hanging off” beleuchtet.
Gelernt: “Hanging-off” geht nicht zwangsläufig mit Knieschleifen einher!
=> Leider wird der Beitrag in seinem Verlauf so technisch, dass Physik-Hasser dazu neigen, sich geistig auszuklinken und nur noch grob quer zu lesen.
Zudem gefielen diverse Tests, zum Beispiel:
- 20 Motorrad-Jeans:
=> Gut zu wissen: Teuer bedeutet nicht automatisch sicher sicher geht’s bereits ab 69,95 Euro. Außerdem wissen wir jetzt, dass Norbert mit seinem Neuerwerb, der “Held Fame II” vermutlich alles richtig gemacht hat 😉 - Rückenprotektoren
Getestet wurden zehn Umschnallprotektoren und sieben Protektorenwesten - Sommerhandschuhe
Im Test waren achtzehn Paar Sommerhandschuhe.
Gelernt: Gute gibt’s bereits für günstige 59,95 Euro! - Air-Bags
Wie funktionieren sie und welche verschiedenen Systeme gibt es?
Dabei sind acht Exemplare für die Straße und weitere für die Rennstrecke
Fazit
Wie man “besser fährt” habe ich leider nicht gelernt. Dafür trafen viele der getesteten Produkte ziemlich exakt meinen bzw. unseren “Mopped-Nerv”.
Wer das Sonderheft nicht mehr im Zeitschriftenhandel ergattert, kann es zum Preis von 5,90 Euro bei >> www.motorradonline.de bestellen.
Alternativ lässt es sich dort auch herunterladen (für 5,49 Euro).
Was uns betrifft, so haben wir hier und da weiterhin lieber ein echtes Heft zum Blättern in der Hand 🙂
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Ich hab auch lieber ein richtiges Heft in der Hand 🙂
Im großen und ganzen hört es sich doch garnicht schlecht an und der Artikel über Rückenprotektoren und Airbags würde mich auch interessieren. Da muss ich doch demnächst mal am Bahnhof halt machen.